Das war der absolute Wahnsinn, was letzten Freitag in der Stadt los war. Die Schüler hatten gerufen. Und die halbe Stadt war gekommen. Meine Tochter, Dörte, war natürlich auch wieder mit ihrer Klasse dabei. Tagelang musste ich mit ihr diskutieren, weil sie meinte, dass es an der Zeit wäre, dass wir Erwachsenen die Schüler mehr unterstützen müssten. Sie meinte, weil ich selbstständig wäre, könnte ich doch einfach mitkommen. Es ist manchmal zum Verzweifeln, mit Kindern zu diskutieren. Sie haben häufig mit ihrer naiven Sicht auf die Welt recht. Also hatte ich meinem Kunden abgesagt und bin da hin. So viele Menschen auf einem Haufen trifft man noch nicht mal im Volksparkstadion. Und alle gut drauf. Hat mich echt beeindruckt.
Beim Abendbrot ging die Diskussion weiter. “Papa”, setzt Dörte an, “ich habe letztens einen Handwerker mit einem Lastenfahrrad, statt Werkstattwagen gesehen. Das wäre doch was für dich.”
Mir blieb der Schnittlauch im Halse stecken. Lastenfahrrad? “Ist das dein ernst?”
Kalle lachte laut los.
“Aber sicher. Gut für die Umwelt. Und gesund ist es auch.”
Ich wusste, dass sie es ernst meinte. Ich musste jetzt stichhaltig argumentieren. “Da krieg ich doch mein ganzes Zeug doch gar nicht mit.”
“Der hat sein Zeug, wie du es nennst, auch mitbekommen.”
“Das war sicher ein Maler, oder so.” Ich winkte ab. Das wars. Aber um auf Nummer Sicher zu gehen, setzte ich noch einen nach: “Außerdem sind meine Touren zu weit. Ich fahre ja gerne mal 15 Kilometer zu meinen Kunden – quer durch die halbe Stadt.”
Doch damit hatte ich nicht gerechnet. Meine Frau fiel mir in den Rücken. “Die gibt’s mit Elektroantrieb. Da bist du im Stadtverkehr nicht langsamer als mit dem Auto.”
Ich hatte verloren. Es gab nur einen Ausweg. “Ach, lasst mich”, entgegnete ich genervt, “ich habe Hunger.” Und biss in mein Brot.
Dienstag, 24. September 2019
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